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Der
Deutsche Schachbund macht eben zu wenig…
Auszug eines Gesprächs mit Wilfried Hilgert, langjähriger Mäzen des
vielfachen Deutschen Meisters SG Porz
Frage: Viele Firmen werben ja schon mit „schachlicher Intelligenz“.
Sehen Sie Chancen für einzelne Spieler oder Bundesligamannschaften, davon zu
profitieren?
Hilgert: Ich könnte mir schon vorstellen, wenn mancher Vereinspräsident, oder
Verbandspräsident oder der Deutsche Schachbund sich ein bisschen mehr darum kümmern
würden, wäre schon einiges locker zu machen, denn man liest ja immer wieder in
Illustrierten oder sieht es auch im Fernsehen, dass Firmen mit Schach werben,
ohne dass sie dafür eine Mark an den Verein oder den Verband zahlen. Der
Deutsche Schachbund macht eben zu wenig, das sind Leute, die auf ihren Posten
sitzen und auf Kosten des Verbandes verreisen wollen. Dieser Verein ist
eigentlich traurig. (Anm.d.Red. des Schach Magazins 64: Beim Autorisieren des
Interviews nahm Herr Hilgert zwei Funktionäre ausdrücklich aus seiner Kritik
heraus: den früheren DSB-Sportdirektor Helmut Nöttger – „eine große Persönlichkeit“
– und den Leiter der DSB-Pokalwettbewerbe, Kurt Schlapper.)
Frage: Was würden Sie denn anders machen, fühlen Sie sich berufen?
Hilgert: Wenn ich im (DSB-)Präsidium wäre, was ich allerdings nie machen würde,
weil ich kein Funktionärstyp bin, würde ich mich in erster Linie darum kümmern,
wo ich für den Verband Geld her bekäme, damit ich bessere Jugendarbeit machen
und den ganzen Aufbau besser finanzieren könnte. Und auch die hauptberuflichen
Geschäftsführer würde ich so einsetzen, dass sie sich auch darum kümmern müssten.
Frage: Aber der Deutsche Schachbund leistet doch ordentliche und vor
allem zumeist ehrenamtliche Arbeit – sollte der DSB nach Ihrer Ansicht mehr
professionalisiert werden?
Hilgert: Das würde ich gar nicht einmal sagen. Nur, wenn man die Kosten, die
man für unwichtige Reisen ausgibt, dafür investiert, um Sponsoren zu suchen,
dann müsste der Deutsche Schachbund eigentlich schon Geld genug haben.
Quelle: Zeitschrift Schach Magazin 64 / Schach-Echo 10/1994 – Das Gespräch führte
Martin Breutigam.