Zurück zur Schachpresse-Startseite

Schach, das neue Fach
Wie sich Kinder in die Zukunft spielen

Lernziel Denken, Schach der Pisa-Pleite! Schule in Deutschland muss anders werden, postulieren Kritiker. Mehr Lust am Lernen, Fördern statt auslesen. Da kommt eines der ältesten Strategiespiele gerade recht. Immer mehr Schulen hier zu Lande unterrichten Schach. Grundschüler lernen es im Neigungsunterricht, Gymnasiasten in Arbeitsgemeinschaften. „Kinder im Alter ab fünf begreifen die Grundzüge des Spiels spielend“, sagt Schachtrainerin Kristine Pews aus Frankfurt (Oder). Jede Woche unterrichtet sie insgesamt 17 Stunden. In der dritten Klasse der Astrid-Lindgren-Grundschule etwa führt sie den Nachwuchs in die Finessen des Eröffnungsspiels ein: „Besetze schnell das Zentrum. Eröffne die Leichtfiguren Läufer und Springer. Ziehe schnell die Rochade!“ Statt Klassenarbeiten steigt ein „Kükenturnier“. Dabei spielen die Kleinen in Kurzpartien um Punkte und Schachmatt. Den Nachwuchs zieht’s ans Schachbrett, bestätigt die „Deutsche Schachjugend“. „Die Schachvereine verzeichnen einen starken Zulauf von Kindern bis zehn Jahren. Das Schulschach zeigt eine ähnliche Tendenz.“ Überdies schießen freie Schachschulen wie Pilze aus dem Boden.
Woran das liegt? Das Konzept der Ganztagsschule, derzeit überall auf dem Vormarsch, steht und fällt mit einem qualifizierten Lern- und Spielangebot. Das Spiel der Könige enthält beides, erläutert Norbert Heymann, Vizepräsident des Landesschachbundes Brandenburg und Prisma-Schachexperte: „Schach schult Konzentration, Denkvermögen und Kreativität. Es lehrt, sich in die Gedankenwelt eines anderen Menschen hineinzuversetzen. Das alles geschieht ganz nebenher beim Spiel.“
Jörg Bärschneider
Quelle:
Prisma – Wochenmagazin zur Zeitung – 40/2006, S. 4/5